Zigarrenantrieb

Robert Kauffeld

Zigarrenantrieb

Ping – ping – ping, klang es im munteren Takt in der Schmiede am unteren Ende der Fährstraße. Und Fritz Ferlings Schmiede trug auch bald den Beinamen „Polka-Schmiede“. 

Pferde beschlagen war damals – es war so um 1920 – die tägliche Arbeit. Wenn allerdings vom Gut Wedigenstein der Esel zum Beschlagen gebracht wurde, wusste man nicht, ob das störrische Vieh wieder einmal keine Lust hatte, die Prozedur über sich ergehen zu lassen. So auch eines Tages. Vier erwachsene Männer konnten den Esel nicht von der Stelle schieben. Der alte Heinrich Rosemeier aus Möllbergen, ein erfahrener Mann im Umgang mit Tieren, sah das Drama, zog an seiner Zigarre und bot schließlich seine Hilfe an: „Do kün wie woll tau kuomen“. Dann nahm er seinen Zigarrenstummel aus dem Mund, hob den Schwanz des Esels hoch und klemmte die Zigarre darunter. Jetzt bewegte sich der Esel – und wie! Scharfe Kehrtwendung, und ab ging’s im Galopp – Fährstraße hoch – links ab – bis in den Stall beim Gut Wedigenstein.
Ein Jahr später. Wieder steht der Esel vor der Schmiede. Wie ein Wunder gibt es keine Probleme. „Wie kommt das denn?“ fragt man Fritz Ferling. „Och“, sagt der, „ich habe nur in sein Ohr geflüstert: ‚Schö wie Rosemeier holen oder wutt du so lopen?’“