Philosophenweg

Robert Kauffeld

Der Philosophenweg

Wenn man alte Barkhauser Bürger nach dem schönsten Wanderweg im Wiehengebirge fragt, werden sie ohne zu zögern den Weg durch die Wolfsschlucht nennen, bittet man aber um einen „Geheimtipp“, dann werden viele von ihnen den Philosophenweg nennen. Er ist ein wenig in Vergessenheit geraten, dieser Weg  am Nordhang des Wiehengebirges, der von Barkhausen nach Häverstädt führt und früher einmal „der“ Wanderweg der Barkhauser war. Wenn an Wochenenden große Besucherströme Denkmal oder Wittekindsburg als Ziel anstrebten, hieß es für sie oft: „Wir gehen  n a c h  Mutter Krückemeier“ und meinte damit die gleichnamige Gaststätte am Waldrand in Häverstädt.Es ging am Fuße des Berges entlang, ohne Steigungen überwinden zu müssen, immer wieder mit einem schönen Blick auf das weite flache Land im Norden. Man suchte sich in der weithin bekannten Waldgaststätte einen Platz im Garten oder im kleinen Saal, gönnte sich eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen, tanzte vielleicht noch zur unverfälschten Lifemusik einer Kapelle, um dann wieder den Rückweg anzutreten.„Mutter Krückemeier“ ist längst Vergangenheit – vor vielen Jahren abgebrannt. Der Philosophenweg aber lädt immer noch zur Wanderung ein, jetzt vielleicht auch als Rundweg über die zweite großen Kehre der Kaiserstraße.

Und an der Kaiserstraße beginnt auch unsere Wanderung. Von der Portastraße sind es etwa 400 Meter, dann zweigt auf der rechten Seite der Philosophenweg ab. 

Auf der anderen Seite der Kaiserstraße steht das vom früheren Kriegerverein zu Ehren der im ersten Weltkrieg Gefallenen erbaute und 1924 eingeweihte Kriegerdenkmal.

Zunächst führt der Weg oberhalb der Gärten entlang, gibt aber immer wieder einen schönen Blick auf Barkhausen, die Weser und im Hintergrund Minden frei. Nach etwa 600 Metern scheint der Weg vor einem Haus zu enden. Hier geht es rechts ab, doch zunächst wäre ein kleiner Abstecher nach links zu empfehlen.Es geht nur ein wenig bergan, dann erreicht man einen Bach und einen beinahe ausgetrockneten kleinen Teich, der „Mühlenteich“ genannt wird. Die Barkhauser Chronik von Fritz W. Franzmeyer gibt Auskunft, dass hier in der Nähe die wassergetriebene Klipp- oder Pulvermühle des Brinksitzers Brinkmann Nr. 45 gestanden hat: „Sie konnte pulverfeines Mehl mahlen und war daher sehr beliebt“. 

Es geht zurück zum Philosophenweg, der zunächst an den Häusern vorbei und dann wieder nach Westen und bald in reines Waldgebiet führt.

Vielleicht hört man schon einen Bach rauschen. Der spendet Wasser für eine von den Naturfreunden Barkhausen 1953 auf einem alten Schuttplatz geschaffenen Raststätte, die auch noch heute von ihnen gepflegt wird. Sie haben diesen „Brunnen des Lebens“ auf den alten Namen Lebensborn getauft, der schon immer Symbol für Reinheit, Ursprünglichkeit und Natürlichkeit war, um den sich Mythen und Märchen rankten, und der nichts zu tun hat mit den berüchtigten Kinderheimen der NS-Zeit. Dieser Platz ist besonders beliebt bei Kindern, die sich schon mal aus Ästen eine Hütte bauen oder im Wasser planschen, vielleicht sogar eine „Talsperre“ bauen. Tisch und Bänke stehen zur Rast bereit.

Es geht weiter durch den Wald. Unterwegs sollte man die Natur beobachten. In den hohen kahlen Bäumen sind die immergrünen Misteln schön zu sehen. Eine kleine Höhle am Wegesrand: wohnt hier ein Fuchs, ein Dachs, oder sind es Karnickel? Auf abgestorbenen Baumstämmen sind interessante Pilze zu sehen. Vögel trinken am Bach. Büsche mit dunkelgrünen harten stachligen Blättern stehen am Wegesrand: Ilex, auch Stechpalme genannt. Im Frühjahr wird man eine interessante Insektenfalle sehen können: die trichterförmige Blüte des Aronstabes mit dem roten Kolben in der Mitte. Rehe sind hier keineswegs selten.

Bald sind die ersten Häverstädter Häuser erreicht. Müde Füße? Dann geht es am nächsten im spitzen Winkel nach links abzweigenden Weg  – etwas bergauf – wieder zurück, um nach einem kurzen Stück erneut zu entscheiden:  links halten, zurück zum Lebensborn, oder rechts nach oben zur zweiten großen Kehre der Kaiserstraße, um von hier zum Ausgangspunkt der Wanderung zurückzukehren.