tapfere Leiche

Fritz W. Franzmeyer

Der noch als Leiche tapfere Sheriff

Der Sheriff von Nottingham ist ein hartgesottener Bursche. Und er kann reiten. Er kann sich auch geschickt vom Pferd fallen lassen, wenn es sein muss. Auf der Freilichtbühne im „Robin Hood“ muss es sein. Der Sheriff alias Wilhelm Krückemeier stürzt, zu Tode getroffen, von seinem Ross und liegt regungslos als Leiche auf dem Boden.

Regungslos? Nicht ganz. Ein scharrendes Geräusch dicht an seinem Ohr veranlasst Wilhelm, unter dem linken Augenlid hervorzublinzeln. Sofort macht er es wieder zu: Direkt neben seinem Auge steht ein Huf seines Pferdes. Wilhelm schwitzt Blut und Wasser und wird schon vor Angst dem Erfordernis der Leichenstarre gerecht. Schließlich hält er es nicht mehr aus und blinzelt erneut. Aus der Froschperspektive sieht er an den Hinterläufen des Tieres empor. Soeben ist das dabei, den Schwanz zu heben und … Wilhelm hat gerade noch Zeit, Auge und Mund zu schließen und den Atem anzuhalten. Weich und klatschend fällt es auf ihn herab. Herzhaft umströmt der Duft seine Nase, als das Klatschen aufhört und er wieder zu atmen wagt. Doch eine Leiche kann sich nicht rühren. Sie muss ausharren. Bis zum Schluss.
Mit welchen Gefühlen wird Wilhelm in die nächste Aufführung gehen? Der Wahrscheinlichkeit, dass so etwas ein Einzelfall bleibt, kann er nicht trauen. Schließlich ist schon Werner Hagemeyer vor dem Kriege genau das gleiche passiert.