Kirche und Kapellen

Fritz W. Franzmeyer

Zur Geschichte der ev. Kapellen- und

späteren Kirchengemeinde Barkhausen

Wer auf dieser Webseite unter „Geschichten“ den Bericht über „Barkhausen und die St.-Martini-Landgemeinde gelesen hat, weiß bereits einiges über die Vorgeschichte zur Gründung der evangeli­schen Kirchengemeinde Barkhausen im Jahre 1895. Diese geriet zu einem schwierigen,  finanziell wie kommunalpolitisch konfliktreichen Abnabelungsprozess von der Mindener Mutterkirche. Die Kapellengemeinde war stark – auf schließlich „1796 Seelen“ im Jahre 1895 – gewachsen und damit auch der Bedarf an ständiger seelsorgerischer Betreuung an Ort und Stelle. Zudem wurde es in der alten Dorfkapelle aus dem frühen 16. Jahrhundert einfach zu eng. Zumal dann, wenn Taufen, Kon­firmationen, Hochzeiten oder Beerdigungen anstanden. Noch meine beiden Großeltern mütterli­cherseits wurden in der Kapelle konfirmiert, mein Großvater 1883 noch vom Martini-Pastor Ohly, meine Großmutter bereits vom ersten Gemeindepfarrer Otto Meyer.

Dieser Pfarrer Ohly war so unbeliebt, dass sich die Barkhauser Schulgemeinde zeitweilig weigerte, die Kinder zu ihm in den Konfirmandenunterricht zu schicken. Nur das Konsistorium in Münster konnte Ohly davon abhalten, nun gleich mit der Polizei anzurücken. Solche Verhältnisse gaben dem Wunsch zur Loslösung Auftrieb. Eine neue Kirchenordnung, die den Landgemeinden mehr Pflich­ten und Rechte einräumte, tat ein übriges. Den Ausschlag gab schließlich, dass die Landgemeinden in der Martini-Vertretung durch einen Prebyteriumsbeschluss  in eine ständige, hoffnungslose Min­derheit gedrängt werden sollten, was nicht nur in Barkhausen große Empörung auslöste.

Mit Otto Meyer aus Gütersloh begann nun die neue Ära. Unter ihm wurde die vom Barkhauser Ar­chitekten Heinrich Hutze entworfene Kirche gebaut. Sie war zunächst viel größer geplant. Das war finanziell schwer zu stemmen, zumal ein beantragtes „Gnadengeschenk“ des Kaisers ausblieb; es schrumpfte auf eine von der Kaiserin handsignierte Bibel zusammen. So wurde der Bau abgespeckt, und die Gemeinde konnte durchatmen. Am 10. November 1899 war Kirchweih. Die Predigt hielt Otto Meyer. Anschließend war, mit vielen Gästen, Festmahl im Kaiserhof.

Otto Meyer hatte eine reiche Frau geheiratet und konnte so mit einem Geldgeschenk auch den bal­digen Bau des Pfarrhauses neben der Kirche durchsetzen, in dem sich noch heute das Sekretariat der Kirchengemeinde befindet. Aber nicht nur deshalb war Meyer beliebt und wurde einstimmig ge­wählt. Doch er blieb nicht lange. Er hatte sich fortbeworben, weil haarsträubende persönliche Riva­litäten im Presbyterium – sie sollten ihn noch lange überdauern – ihm auf die Nerven gingen. Schon 1902 wurde er nach Münster berufen. Doch das war nur ein erster Karriereschritt. Meyer sollte es noch bis zum Generalsuperintendenten in Magdeburg bringen. Sein Nachfolger in Barkhausen wur­de sein jüngerer Bruder Friedrich, der nicht weniger als 40 Jahre blieb. Er war zwar nationalkonser­vativ gesinnt und hielt flammende vaterländische Reden, doch als die Nazis die „Deutschen Chris­ten“ etablierten, machte er aus seiner Pfarrei eine Brudergemeinde der Bekennenden Kirche. Auch sorgte er dafür, dass die ev. Frauenhilfe nicht von den Nazis vereinnahmt wurde. Friedrich Meyer starb 1945. Schon 1942/43 war ihm Karl Lücking im Amt gefolgt. Der war eine führende Persön­lichkeit der westfälischen Bekennenden Kirche gewesen. Das brachte ihm 1938 eine fast viermona­tige Haft und die anschließende Abschiebung von Dortmund aufs Land ein. 1941 hatte das Reichs­sicherheitshauptamt keine Bedenken dagegen, dass er sich in Barkhausen bewarb. Dort wurde er einstimmig gewählt. Er verließ Barkhausen wieder, als er 1949 zum Superintendenten ernannt wur­de. 

In den folgenden 32 Jahren prägte Pfarrer Wilhelm Westermann das kirchliche Nachkriegsleben in Barkhausen. Er war schon 1945 als Synodalvikar in den Ort gekommen und wurde im Juli 1949 in sein Amt eingeführt. Westermann war Seelsorger und „Manager“ zugleich. Sein Aktivitätsspektrum war eindrucksvoll. Er trieb Gelder auf, sanierte und renovierte Kirche und Kapelle, sorgte für eine hochmoderne neue Orgel, baute das Martin-Luther-Haus und einen neuen Kindergarten, reaktivierte die Margaretenklus für den Gottesdienst und sicherte sie für die Gemeinde. Er holte die Barkhauser Malerin und Schriftstellerin Ida Ströver aus Murnau zurück und machte sich um kirchliche Vereine verdient. So stattete er den Posaunenchor mit gespendeten Instrumenten aus und fuhr mit Post-Kon­firmanden ins Zeltlager auf Nordseeinseln. 1981 trat Westermann in den Ruhestand. Er wurde fast 98 Jahre alt. 

Es folgte eine Zeit der Unstetigkeit. Erst musste Westermann noch jahrelang aushelfen und mit Hilfspfarrern zurechtkommen. Dann verstarb der schließlich gefundene Pfarrer Hans-Peter Reich bereits im Herbst 1990, nach nur fünf Jahren im Amt. Doch mit Pfarrer Bernd Hüffmann konsolidierte sich dann die Lage. Nach späteren Jahren der „Doppelspitze“ mit seiner Frau Dorothea ist er inzwischen im Vorruhestand, aber beileibe nicht inaktiv. Auch in der „Ära Hüffmann“ blühte und blüht in Barkhausen das kirchengemeindliche Leben. Doch davon gibt besser die eigene Internetseite der Kirchengemeinde Auskunft. 

Eine weitere interessante Lektüre liegt hier vor:

"Rätselhafte Scharten im Gemäuer"

ein Bericht von Fritz W. Franzmeyer, nachzulesen unter diesem Link