Karl-Heinz Preuß

Robert Kauffeld

Persönliche Erinnerungen

Grundschule Barkhausen 1939. Erwartungsfrohe I-Männchen werden in die Klasse geführt und von Pico Schäfer begrüßt, dem freundlichen Lehrer, bei dem alles picobello sein sollte, was zu seinem Namen führte. Karl-Heinz Preuß darunter. Unauffällig, freundlich, mit dem sich wohl alle gut vertragen haben. Man hat gern gelernt, was für das Leben wichtig erschien.
Neben Rechnen und Schreiben musste man auch noch besonders Wichtiges lernen: Grüßen und Gehen (bzw. Marschieren). Intensives Training beim „Dienst“ auf dem Schulhof. Man war jetzt Hitlerjunge. Irgendwie so lässig dahinlatschen? Einfach unwürdig. Erst wenn Marschieren und Grüßen so richtig klappten und man Befehle, auch unsinnige, prompt ausführte, wurden Karl-Heinz und seine Freunde beim Marsch durch das Dorf der Bevölkerung vorgestellt.

Bald trennte man sich zum Besuch einer höheren Schule, traf sich aber wieder – der Krieg war inzwischen vorbei – , als man „nachen Pasta musste“, also zum Konfirmandenunterricht, zunächst bei Pastor Lücking, dann bei dem manchmal gefürchteten Pastor Westermann, der die Nächstenliebe gelegentlich auch mal mit keineswegs zarten Schlägen vermittelte, aber dennoch beliebt war, weil er – es war noch in der schlimmen Zeit vor der Währungsreform – viel für seine Schäfchen „organisierte“. So z.B. eine Freizeit auf der Insel Wangerooge. Unterkunft in Wehrmachtszelten (ohne Boden), Essen in einer alten Baracke, und besonders sehenswert: Die sanitären Anlagen – baufällige Bretterbude.

Verpflegung war knapp, so musste der Pastor organisieren. Der Vater von Karl-Heinz war doch ein in Barkhausen bekannter Kaufmann! Der wurde angezapft. Man erinnert sich u.a. an einen ganzen Eimer Marmelade.
Es war eine primitive aber erlebnisreiche Freizeit, von der alle begeistert waren.

Karl-Heinz Preuß setzte wie alle anderen seine Schul- und spätere Berufsausbildung fort, studiert und wurde ein erfolgreicher Kaufmann. Zunächst hatte er das von seinem Großvater 1901 gegründete und danach von seinem Vater geführte Lebensmittelgeschäft übernommen, eröffnete bald moderne Supermärkte, auch den noch heute bestehenden und weithin bekannten WEZ- Verbrauchermarkt.

Von großer Bedeutung war seine Tätigkeit bei der Edeka Minden, zuletzt 10 Jahre lang als Aufsichtsratsvorsitzender. Er war ein allseits geachteter Kaufmann, den Verantwortung, Anstand und Fürsorge prägten.

Die Wege der früheren Schulkameraden und Freunde trennten sich. Man verlor sich ein wenig aus den Augen, freute sich aber bei jedem Treffen, bei dem immer etwas Zeit für gemeinsame Erinnerungen blieb. Als ich gebeten wurde, vor den Mitgliedern des Rotary-Clubs einen Vortrag über die Kriegs- und Nachkriegszeit in Barkhausen zu halten, trafen wir uns wieder. Karl-Heinz hatte sehr interessiert zugehört und sagte zu mir: „Bring das zu Papier, das ist wichtig“. Auf meinen Einwand, dass so ein Buch zu teuer und es niemand kaufen würde, beharrte er darauf, ich solle es schreiben und ihm den Entwurf vorlegen. So geschah es, und es wurde möglich, gesponsert von den WEZ-Märkten, ein kleines Büchlein herauszugeben, das inzwischen mehr als 600-mal erworben wurde.
Inzwischen waren wir längst im Ruhestand. Wir haben uns oft bei Spaziergängen auf den Wegen westlich des Kaiserhofs getroffen und immer etwas Zeit gehabt für ein paar persönliche Worte. Immer fragte Karl-Heinz nach Plänen und Veröffentlichungen, denen ich mich mit Fritz Franzmeyer, dem Ortschronisten, widmete. Auch die Herausgabe dessen umfangreicher Chronik wurde von Karl-Heinz unterstützt. Er ist immer ein „Barkhauser Junge“ geblieben. Die Erinnerungen an ihn werden nicht verblassen.