Hotel bis Malche

Robert Kauffeld

Vom Kurhotel zur Evangelischen Ausbildungsstätte

Etwas geheimnisvoll erschien es den Barkhauser Bürgern schon immer, was sich wohl hinter den mächtigen Mauern an der Portastraße verbergen würde. Da steht ein alter, doch auch heute noch prunkvoller Bau mit vielen Fenstern und einem großen Eingangsportal. Ein Blick über die Mauer zeigt einen schönen großen Garten mit Terrassen und Gewölben und riesigen Bäumen, die fremdartig wirken und sofort ins Auge fallen.
Es war die Zeit vor der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals, als zunächst “Der Kaiserhof“ am ersten Pfingsttag 1891 seinen Restaurationsbetrieb eröffnete. Nur hundert Meter vom Kaiserhof entfernt Richtung Minden wuchs das kaum minder imposante “Kurhotel Zur Westfälischen Pforte” in die Höhe, das zunächst vom Hotelier Ludwig Nottmeyer geführt wurde und später den Besitzer wechselte.

 Zahlreiche bedeutende Besucher waren Gäste dieses neben dem Kaiserhof weithin bekannten Hotels, bevor es ab 1926 als „Kindererholungsheim des Landkreises Köln“ betrieben wurde (Chronik „Die Porta links der Weser“ von Fritz W. Franzmeyer). Es waren gewöhnlich 80 Kinder anwesend, die von den Schwestern „Unserer lieben Frau“ aus Mülheim betreut wurden. Damals war diese Einrichtung vielleicht doch eine Insel in der Gemeinde Barkhausen. Die Kinder blieben gewöhnlich unter sich, wurden wohl auch nach anderen Maßstäben erzogen, als es der Naziherrschaft genehm war. Trotzdem waren sie zum Dienst in HJ und BDM gezwungen. Ein wenig grotesk wirkt ein Foto, das eine Nonne und zugleich Hitlerjungen in Uniform und ein Hakenkreuz an der Wand zeigt.

Als im Laufe des Krieges das Leben in den großen Städten immer gefährlicher wurde, richtete man in diesem Hause noch ein Müttergenesungsheim und eine Entbindungsstation ein. Das erklärt auch, warum in der Geburtsurkunde zahlreicher Menschen, die auch in großer Entfernung wohnen, Barkhausen als Geburtsort
eingetragen ist. Erhalten geblieben aus der Kriegszeit ist die Betonmauer, die als Splitterschutz vor dem Fenster des Luftschutzkellers dienen sollte.

Im Jahre1898 hatte Pfarrer Ernst Lohmann eine Bibelschule für Frauen gegründet. Das war im Malchetal bei Bad Freienwalde an der Oder, etwas 60 km nordöstlich von Berlin. Die Bibelschule trug den Namen Malche. Nach dem Krieg, als Deutschland geteilt worden war, entstand 1946 im Westen eine zweite Malche, die seit 1958 in Porta Westfalica ihren festen Platz hat, und zwar in dem großen Hotelgebäude an der Portastraße. Seit 1970 werden hier auch junge Männer ausgebildet.

Wie in einer Jubiläumsschrift dargestellt wird, haben sich der frühere in Barkhausen wohnhaft gewesene Superintendent Karl Lücking und der Barkhauser Stadtbaurat Bergbrede besonders bei der Gründung der hiesigen Malche verdient gemacht. Und es wird weiter berichtet: „ Ein alter Dorftischler schenkte uns den ersten, von ihm selbst entworfenen Altar“.

Die Arbeit der Malche hat das Ziel, junge Menschen vorbereiten, einmal in der Jugend- und Gemeindearbeit oder in der Stadtmission tätig zu werden, oder auch bei missionarisch-diakonischen Werken in Deutschland oder irgendwo in der Welt mitzuwirken.
Der einst mit der Gründung des Hotels angelegte Garten ist ein Kleinod, das auch allen Barkhauser Bürgern zur Verfügung steht.