Fritz Frerichs und der Kaiserhof

Fritz W. Franzmeyer

Fritz Frerichs und der Kaiserhof

Die „Erste Karneval-Gesellschaft Minden-Porta e.V.“, KAMIPO, und das Barkhauser “Hotel Der Kaiserhof”: sie waren zu dessen Glanzzeiten nicht voneinander zu trennende Begriffe. Zu den Gründern der KAMIPO gehörte, wie jüngst aus der Feder von Robert Kauffeld im MT nachzulesen, neben dem Chef des Kaiserhofs und einem weiteren Geschäftsmann auch der Mindener Fritz Frerichs. Dieser 1887 geborene, heute weitgehend aus dem kollektiven regionalen Gedächtnis gefallene Feinkosthändler, Sohn des Hoflieferanten Carl Frerichs, hat dazu beigetragen, dass nicht nur das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, sondern vielleicht auch der Kaiserhof in seiner angestammten Gestalt gerettet wurde.

Frerichs war ein nicht nur von seiner Familie her, sondern auch und vor allem aus eigenem Tun gesellschaftlich gut vernetzter Mann, der nicht nur in der Mindener Wirtschaft, sondern etwa auch im Sport, bei den Schützen, im Tourismus und sogar in der Pferdezucht kräftig mitmischte. Er war mit vielen einflussreichen Persönlichkeiten verwandt oder befreundet. Auch politisch war er nach dem Ende des Nazi-Regimes gefragt. Die Briten boten ihm im Mai 1945 – vergebens – das Amt des Mindener Bürgermeisters an, das dann schließlich der Barkhauser Notar Dr. Martin Hutze übernahm (vgl. hierzu auf dieser Homepage auch unter “Persönlichkeiten”). Frerichs Unbelastetheit schloss nicht aus, dass er mit dem Mindener Rüstungsproduzenten Gustav Böhme, den man nach dem Krieg inhaftierte, befreundet war. Für ihn übernahm er die freundschaftliche Observanz der von den Briten eingesetzten Werksverwaltung in der Lübbecker Straße. Auch auf das Schicksal der im Rüstungsstollen unter dem Denkmal verbliebenen 32 Kugellagerautomaten der Fa. Dr. Ing. Böhme & Co Metallwarenfabrik hatte Frerichs ein Auge. Von daher kannte er sich mit den Verhältnissen im Stollensystem aus.

So überfiel ihn sogleich Besorgnis, als ihm im Februar 1946 die Pläne zur Sprengung des Rüstungsstollens im Wittekindsberg zu Ohren kamen. Er war sich sicher, dass bei der zunächst angedachten hohen Kalibrierung der Sprengladung das gesamte Denkmal zu Tale stürzen würde. Sofort versuchte er zu intervenieren. In der kommissarischen Bezirksregierung erklärte man sich für nicht zuständig und verwies auf den Landrat Michel. Dem war es indes egal, ob das Denkmal in sich zusammenbrach. 

Rat fand Frerichs dann bei seinem Schwager Schay, dem Direktor der Mindener Stadtwerke. Der verwies auf die Lage des Hochbehälters der Wasserwerke im Gefährdungsgebiet der Sprengung. 

Damit war der politisch-strategische Hebel gefunden. Die Briten ließen sich überzeugen, dass ihre eigene Wasserversorgung, in Minden wie natürlich auch in ihrem Kaiserhofquartier, bei einer zu starken Sprengung unterbunden werden würde. Die Pläne wurden in letzter Minute revidiert, das Denkmal blieb stehen, und es stürzte nur ein Teil des Vorplatzes ab.

All dies wissen wir aus einem Brief Frerichs aus späteren Jahren. Die Kopie einer Abschrift davon erreichte den Chronisten über den Aulhauser Landwirt Hans Arnsmeyer, der seinerseits ein Jagdgenosse des Barkhauser Arztes Dr. Wilhelm Erffmeier gewesen war, welcher wiederum Fritz Frerichs so gut gekannt hatte, dass der ihm die Abschrift des besagten Briefes schickte. Da dieser drei maschinengeschriebene Seiten lange Brief keine Absenderangabe trägt und auch nicht unterschrieben ist – weil er vermutlich weitere, nicht übermittelte Seiten enthält -, die Kopie aber statt dessen Erffmeiers Stempel trägt, hat der Chronist den Brief und damit das Verdienst der Denkmal-Rettung in der ersten Ausgabe seiner Ortschronik zunächst fälschlich diesem Dr. Erffmeier zugeschrieben. Erst dessen Tochter und der – inzwischen verstorbene – Hans Arnsmeyer klärten das Missverständnis auf, sodass der Sachverhalt nun wenigstens in der 2. Auflage der Chronik richtig dargestellt ist.

Hätten abstürzende Bergmassen den Wasserbehälter unter sich begraben, so wäre wohl auch der noch exponierter gelegene Kaiserhof nicht verschont geblieben. Das hätte ihm zwar einen späteren Brand erspart, Barkhausen aber ein Wahrzeichen geraubt, dessen Wiederherstellung der Ort leider immer noch mit Bangen entgegen sehen muss.