Feuerteufel

Robert Kauffeld

Als der Feuerteufel in Barkhausen zuschlug

In den 1950-er-Jahren begann in Barkhausen eine Serie von Bränden, denen insbesondere Bauernhöfe zum Opfer fielen.
Das MT berichtete am 05.04 1958, dass gegen zwei Uhr in der Nacht zum Karfreitag in der Scheune des Bauern Fritz Kelle, Kapellenweg 14, ein Feuer ausgebrochen war, dem fünf Stück Jungvieh durch Ersticken zum Opfer fielen. Durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr hätte der Brand schnell gelöscht werden können. Die Bevölkerung sei erregt, weil dies innerhalb von zwölf Wochen schon der dritte Scheunenbrand war, man befürchte, dass es das Werk eines Brandstifters sei.
Am 18.11.1959 brannte ein Strohschober beim Bauern Wisselmann, Portastraße 77.
Die Brandserie setzte sich fort. Am 15.02.1960 brannte erneut das landwirtschaftliche Anwesen des Landwirtes Fritz Kelle, Kapellenweg 14. „Trotz aller Bemühungen konnte nicht verhindert werden, dass das über hundert Jahre alte Fachwerkwohnhaus nahezu vollständig niederbrannte“, berichtete das MT am nächsten Tag.
Erst sieben Wochen waren vergangen, seitdem zum letzten Male die Feuersirene die Barkhauser aus dem Schlaf schreckte. Am 04.04.1960 „Zur gewohnten Stunde nachts zwischen zwei und drei Uhr“, hatte der Feuerteufel wieder ein Opfer gefunden. Der Bauernhof des Einwohners August Koch, Kapellenweg 18, wurde ein Raub der Flammen. „Rasch waren die Wehren von Barkhausen und Minden zur Stelle, konnten aber nicht verhindern, dass Scheune, Stallungen und Wohnhaus fast bis auf die Grundmauern niederbrannten“, berichtete das MT.
Und bald darauf, am 30.08.1960, traf es August Koch erneut. Er hatte sein Korn nicht im abgebrannten Anwesen unterbringen können und deshalb auf seinem Feld nördlich der Kreisstraße aufgestapelt. Es war keine Selbstentzündung, das konnte bewiesen werden, denn mit einer Heusonde wurden Temperaturen von maximal 22 Grad gemessen, die nicht zur Selbstzündung führen können. Das dürfte der Beweis für eine Brandstiftung gewesen sein.


Und wieder schlug der Feuerteufel zu. Am 20.09.1961 vernichtete ein Großbrand beim Landwirt Heinrich Kütemeier, Kirchstraße 20 (heute Pfarrstraße 20), eine Scheune mit den gesamten Erntevorräten und landwirtschaftlichen Maschinen. Diese Brandbekämpfung sei äußerst schwierig gewesen wegen der vielen Fässer mit Dieselöl, die mit in Brand geraten waren. Der Einsatz der Feuerwehr hätte zwei Tage und zwei Nächte gedauert.

In unmittelbarer Nähe der brennenden Bauernhöfe, im Hause Kapellenweg 16, zwischen den Bauerhöfen Kelle und Koch, wohnte damals die Familie Hanke. Tochter Gerda, etwa 20 Jahre alt, hat nicht nur die Schrecken erlebt, sondern auch tatkräftig Hilfe geleistet. Als sie in ihrem Mädchenzimmer nachts den Schein des lodernden Feuers bemerkte, ist sie sofort –noch im Schlafanzug – mit dem Motorroller zur Schule gefahren, damit der Schulhausmeister Graß mit der Sirene die Feuerwehr alarmierte. Dann hat sie bei den Löscharbeiten mitgewirkt und geholfen, Pferde und Schweine aus dem Stall ins Freie zu treiben. So war es beim Bauer Koch, aber auch andere Brände hat sie hautnah miterlebt und tatkräftig Hilfe geleistet. Ihr Einsatz fand öffentliche Anerkennung. Der damalige Oberkreisdirektor Krampe hat ihr in Gegenwart des Bürgermeisters Karl Homeier ein Dankschreiben überreicht, in dem es heißt, dass sie sich bei der Bekämpfung der Brände besonders hervorgetan habe und dass sie allein bei den letzten zwei Bränden in hervorragender Weise dazu beigetragen habe, dass mindesten 50 Stück Vieh rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten und noch größerer Schaden vermieden wurde.

Gerda Will, geb. Hanke, berichtete später, dass sie bei einem der Großfeuer den Brandstifter erkannt habe. Da aber noch Dämmerung war, wurde ihre Aussage seinerzeit nicht als Beweis anerkannt.

 

Irgendwann war dann die Serie der Brandstiftungen in Barkhausen zu Ende. Dem Brandstifter war wohl „der Boden unter den Füßen zu heiß geworden“ – und die Barkhauser Bürger, insbesondere die Bauern, konnten wieder ruhig schlafen. Der Feuerteufel konnte nie gefasst werden.

Das zur Zeit der Brandstiftungen benutzte Feuerwehrgerätehaus am Kapellenweg. Das Foto entstand zu einer späteren Zeit.