Küchenmaschine
Die Küchenmaschine
Gasherd, Elektroherd, das war damals ein Luxus, den sich nur wenige erlauben konnten.
Der blank geputzte Kohlen-Herd war der Stolz der Hausfrau. Es war tatsächlich ein wichtiges Gerät, das damals durch nichts zu ersetzen war. Täglich wurden die Mahlzeiten darauf zubereitet. Die Töpfe standen oben auf der Herdplatte, oder man öffnete einen Deckel und entfernte einige Ringe, sodass der Topf direkt über der offenen Flamme hing. Dabei wurde er schwarz und musste ebenfalls regelmäßig geputzt werden.
Ein Backofen war vorhanden. Damit der richtig heiß werden konnte, legte man einen kleinen Hebel um, und die Wärme wurde im Herd, bevor sie zum Schornstein kam, durch ein verschlungenes Labyrinth unter dem Backofen entlang geführt.
Der Herd sollte auch das Zimmer heizen. Darum wurde das schwarze oder mit Silberbronze gestrichene Ofenrohr nicht unmittelbar in die Wand geführt, sondern zunächst parallel zur Wand und dann unter der Zimmerdecke in den Schornstein. Am Ofenrohr konnten kurze Stangen abgespreizt werden. Hier hingen dann Küchentücher zum Trocknen.
Es duftete lecker, wenn Mutter Kuchen im Herd backte oder ein Puttappel gar wurde. Doch wenn Sohnemann mit eiskalten Füßen vom Schlittschuhlaufen kam, durfte er auch schon mal seine Füße in den Backofen stellen. Schlafzimmer zu heizen war damals überhaupt nicht vorgesehen. Da gab es Wärmflaschen, die man ins Bett legte. Aber wenn ein Backstein den ganzen Tag über im Backofen gelegen hatte, dann hielt er – mit einem Tuch umwickelt – die Wärme fast bis zum nächsten Morgen. Größen Getöse und Erschrecken, wenn man versehentlich den Stein aus dem Bett auf den Fußboden beförderte
Jeden Morgen dieselbe Zeremonie. Kohlen aus dem Keller holen und in den Kohlenkasten schütten. Ins Feuerloch eine zerknüllte Zeitung, darauf fein zerspaltete Holzstücke, darüber etwas dickere. Erst wenn das richtig brannte, legte man Kohlen drauf, und da gab es unterschiedliche Sorten: Anthrazit, wenn man es sich leisten konnte, gepreßte Eierkohlen, Union-Briketts, kleine oder ganz dicke, und dann schließlich eine Kohle, für die man wohl einen besonderen Aggregatzustand erfunden hatte: Schlammkohle. Das war ein nasser Matsch, für den eine besondere Brenntechnik erlernt werden mußte.
So entstand Hitze – und Asche, und die fiel in den Aschenkasten, wobei etwas nachgeholfen werden mußte, indem man mit dem Stöker von unter durch den Rost zog. Damit die Hitze nicht zu schnell im Schornstein verschwand, wurde der Zug durch gefühlvolles Öffnen oder Schließen der Klappe vor dem Aschenkasten geregelt. Nachts verlöschte das Feuer in der Regel. Manchmal hielt ein dickes glühendes Brikett, das mit Asche abgedeckt war, bis zum Morgen durch. Doch es bestand die Gefahr, daß sich Kohlenmonoxyd bildete und in der Wohnung verteilte, und wenn man dann morgens wach wurde, war man vielleicht tot.
Stimmungsvolle, unvergeßliche Stunden verlebten die Kinder manchmal an langen Winterabenden. Mutter hatte ihre Hausarbeit getan und konnte sich ausruhen. So setzten sich alle um den Herd. Opa und Oma kamen dazu. Es mußte Strom gespart werden, also wurde das Licht ausgeknipst. Nun wurden einige Ringe auf der Herdplatte ein wenig verrückt – und schon zauberte das Herdfeuer wunderschöne Lichtzeichen unter die Zimmerdecke. Das war die Zeit, daß Opa und Oma „von früher“ berichteten oder auch Märchen erzählten. Und unter dem Versprechen, nicht bestraft zu werden, durften Kinder ihre kleinen Sünden beichten. Es war eine schwere Zeit, damals, als noch das Herdfeuer glühte, es war eine Zeit mit unvergeßlichen Erlebnissen, die wohl kein Fernsehabend bieten kann.