Die Verantwortlichen und ihr Anliegen

Die Barkhauser Heimatforschung

von der Chronik bis zur Homepage

Wenn drei an einem Strang ziehen, so heißt es, entsteht “Synergie”: Es kommt mehr zustande, als wenn jeder nur seine eigene Kraft einbringt. Die drei, das waren gegen Ende der 90er-Jahre: ein pensionierter Wissenschaftsschreiberling mit Tintenstau namens Fritz W. Franzmeyer, ein im gleichen nachberuflichen Stadium befindlicher MT-Hobby-Reporter namens Robert Kauffeld, und der verzweifelte Ortsheimatpfleger Hans Rösler, dem ein Team für sein geplantes Projekt “Barkhauser Ortschronik” auseinander brach.

Franzmeyer bot Rösler an, die Chronik allein zu schreiben. Aber womit beginnen. Mit einer Kiste. Die war dem neuen Ortsheimatpfleger von einer Tochter seines verstorbenen Vorgängers, des Barkhauser Schulrektors Hermann Schmidt, übergeben worden und enthielt, leider zum großen Teil ungeordnet und in den Quellen kaum dokumentiert, eine Fülle von heimatkundlichem Material – Bücher und Schriften, Auszüge aus Dokumenten sowie eigene Recherchen zur Höfe- und Siedlungsgeschichte des Ortes. Schmidt hatte selber eine Chronik schreiben wollen, war aber darüber verstorben.

Franzmeyer wertete alles aus und fand viele Ansatzpunkte. Es folgten zahllose Besuche in den Kommunalarchiven von Minden und Porta Westfalica, dem Archiv der Kirchengemeinde Barkhausen und der Barkhauser Grundschule, den Staatsarchiven in Detmold und Münster, dem landeskirchlichen Archiv Bielefeld und sogar dem Preußischen Geheimen Staatsarchiv Berlin. Auch hatte er viele Gespräche mit alteingesessenen Barkhausern, die meisten von Ihnen inzwischen längst verstorben. Nach einigen tausend Stunden ging, mit einem Vorwort von Bürgermeister Wohlgemuth – auch er ein alter Barkhauser – und gefördert durch die Stadtsparkasse Porta, die Stadt selber und einige Anzeigen-Mäzene, “Die Porta links der Weser” bei Salzland in Staßfurt in Druck. Sie war einige Tage das meistverkaufte Buch in den heimischen Buchhandlungen.

Gelesen wurde es auch von Kauffeld. Der hatte sich darin auch selber wieder gefunden. Bald nach Erscheinen des Buches im Mai 2002 stand er vor Franzmeyers Tür. Man hatte sich ewig lange nicht gesehen. Das gemeinsame Interesse an der Ortsgeschichte verband sofort. Im Nu wurde ein neues Projekt entwickelt, in das auch Rösler einbezogen wurde. Geplant war ein Bildband, der die textlastige, auch weit in die Vergangenheit zurückgreifende Chronik für die letzten hundert Jahre – viel ältere Fotografien würde es wohl nicht geben – ergänzen sollte. Aufrufe im MT und Mundpropaganda erbrachten nicht weniger als an die 1.600 Fotos. Davon wählten die drei Protagonisten etwa 950 aus und versahen sie mit Erläuterungen. Franzmeyer verkürzte seine Chronik-Kapitel themenbezogen zu einführenden Texten, und schon ein Jahr nach der Chronik erschien, wiederum bei Salzland, “Als Unser Omma noch klein war”. Der Bücherstapel war so hoch, dass er dezentral in den Kellern von Franzmeyer, Kauffeld und Rösler gelagert werden musste. Inzwischen ist er zu einer Restgröße geschrumpft. Die Sammlung der Fotos hatte den Besuch bei zahlreichen Barkhauser Bürgern notwendig gemacht, mit dem Ergebnis, dass – manchmal regte ein kleiner Schluck aus der Flasche die Erinnerung an – alte Geschichten, auch solche, die einst der Schweigepflicht unterlagen, erzählt wurden. Und weil die Arbeit so viel Spaß gemacht hatte, entstand gleich noch die Geschichten- und Anekdotensammlung “Und der Willem schaute gelassen zu“.

Dann wurde es ein Jahrzehnt lang still, aber nicht unproduktiv. Franzmeyer, der Feuer gefangen hatte, schrieb Aufsätze zu ortsgeschichtlichen Themen, die zumeist in den “Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins” oder in “Literatur in Westfalen” veröffentlicht wurden. Auch fasste er noch einmal sein inzwischen teils revidiertes teils ergänztes ortsgeschichtliches Wissen zusammen und brachte 2013 bei Books on Demand in Norderstedt die 2., deutlich erweiterte Auflage seiner Ortschronik heraus. Diese Art Bucherstellung in Eigenproduktion und ohne vorgegebene Auflagenhöhe erwies sich als so praktisch für die Bedienung eines Lesepublikums von begrenzter Reichweite, dass – einmal mehr in bewährter Zusammenarbeit mit Kauffeld – fast gleichzeitig das Büchlein “Kleine Geschichte der Personen- und Frachtschifffahrt auf der Ober- und Mittelweser in Wort und Bild” entstand.

Kauffeld war inzwischen vielbeschäftigter freier Mitarbeiter in der Lokalredaktion des MT geworden. Sein – nicht zuletzt aus der eigenen Erfahrung gewonnenes – Wissen um die Kriegs- und erste Nachkriegszeit brachte ihm die Anfrage nach einem Vortrag über seine Erlebnisse in dieser Zeit ein. Dass dazu über 100 und in der Wiederholung abermals 80 Zuhörer gekommen waren, führte dazu, dass der Vortrag inzwischen 27 mal gehalten wurde, öffentlich und insbesondere auch bei Schulen und Vereinen. Ein kleines, reichlich illustriertes Buch mit dem Titel “Das Leben in unserer Heimat 1939 bis 1948“ war eine weitere Folge.

Im Mai 2017 lernten Franzmeyer und Kauffeld den Barkhauser Bernd Möller vom Verein “Witthus” kennen. Gemeinsam mit seinem Bruder hatte er sich die Sanierung und Restaurierung der Gaststätte Wittekindsburg zur Aufgabe gemacht. Möller erwies sich als ortsgeschichtlich außerordentlich interessiert und zugleich als Fachmann für Digitales. Man kam überein, auf der Grundlage seiner technischen Kenntnisse und der Arbeiten von Franzmeyer und Kauffeld eine Webseite “porta-barkhausen.de” zu gestalten. Möller hatte aber auch selber Inhaltliches einzubringen. Er besaß eine umfangreiche Sammlung von alten Postkarten zum Thema Porta Westfalica. Und er hatte sich tief in die Geschichte des Postwesens eingearbeitet, was er mit einer Sammlung lokaler Poststempel dezentraler Dienststellen illustrieren konnte. In kürzester Zeit konnte die Webseite der Presse vorgestellt werden, die darüber berichtete – was zu einem raschen Boom der Besucherzahlen führte.

Dann schlugen die destruktiven Kräfte des Internets zu. Die Homepage wurde zerstört und ging verloren, ehe Möller sie hatte sichern können. Aber die dezentral auf heimischen Rechnern gespeicherten Originalbeiträge blieben erhalten. Möller stand aus privaten Gründen nicht für einen Wiederaufbau zur Verfügung. 

Da wollte es ein glücklicher Zufall, dass mit Dirk Sokolihs ein interessierter Mitstreiter gefunden wurde, der sich sowohl mit der Bearbeitung von Videos als auch der Erstellung von Webseiten auskannte. Kauffeld hatte bereits die Videos „Die Sehenswürdigkeiten auf dem Kamm des Wiehengebirges“ und „Das Leben in unserer Heimat – 1939 bis 1948“ geschaffen und ins Internet gestellt. Sokolihs folgte mit den Videos „Die Weser an der Porta Westfalica und ihre Überquerungen” und „U-Verlagerung Stör 2 – Sprengung des Denkmalstollens“. Für die Erstellung einer neuen Internetpräsenz wurden alle bisher an unterschiedlichen Stellen gespeicherten Informationen neu zusammengestellt, wobei auch Bernd Möller seinen Beitrag leistete. Es entstand die neue Homepage www.barkhausen-porta.de, kompatibel mit PC, Tablet und Smartphone.

Soweit der Stand der Dinge. Die Bearbeiter dieser Webseite sehen in ihr ein Beispiel für einen “circulus virtuosus”, in dem sich Spaß an der Sache, gute Resonanz und dadurch bewirkte Ermunterung zum Weiter- und Bessermachen gegenseitig antreiben. So haben wir auch keineswegs vor, es nun damit bewenden zu lassen. Vielmehr setzen wir darauf, dass möglichst viele Besucher veranlasst werden, sich zu Sachverhalten ihres Interesses mit eigenen Erinnerungen, Kenntnissen oder Fundstücken einzubringen. Denn diese Seite soll atmen und sich entwickeln, formal, inhaltlich und schließlich auch personell. Wir möchten, dass sie noch lebt, auch wenn wir selber längst nicht mehr sein werden. Unser Porta-Barkhausen geht ja schließlich so schnell nicht unter.