Attentat am Donnerbalken

Robert Kauffeld

Attentat am Donnerbalken

Es war 1945, der Krieg war vorüber, die Besatzungsmächte sorgten für Ruhe und Ordnung. Und da das längere Zeit dauern würde, beschlagnahmten sie die Häuser ganzer Straßenzüge, wie in Barkhausen die Parkstraße, die heute den Namen Schwartze Straße trägt.
Beschlagnahmte Wohnhäuser, überbelegt mit Soldaten der unteren Dienstgrade, waren für solche Beanspruchung offenbar nicht konstruiert worden. Das traf besonders für den Sanitärbereich zu, mit anderen Worten: es war bald alles verstopft. 

Die einfachsten Lösungen sind oft die besten. Statt langer Reinigungs– und Reparaturversuche wurde im Garten des Hauses Kühme eine tiefe Kuhle ausgehoben und darüber eine mehrzylindrige Entsorgungsanlage errichtet, ein Donnerbalken für fünf Personen.
Nun war dieser militärische Sicherheitsbereich natürlich gegen Feindeinsicht zu schützen, also wurde eine stabile Wellblechhütte um die Anlage errichtet. So konnte der einsame Soldat, fern der Heimat, bei der Verrichtung einer Notwendigkeit gelegentlich auch einmal ganz ungestört seinen Gedanken nachgehen.
Der junge nette Soldat John, der immer gern mit dem als Putzhilfe im Hause tätigen Mädchen flirtete, suchte eines Tages dieses Örtchen auf. Nach einer Weile, John dachte vielleicht gerade an etwas sehr Schönes, schlich sich dieses „Frollein“ an die Hütte, nahm einen Besenstiel und zog diesen mit starkem Druck über das Wellblech. Über diesen Krach war sie selbst erschrocken.
Aber John sauste aus der Latrine, diesem Resonanzkörper aus Wellblech, in den Garten, blass wie die Wand und völlig unzureichend gekleidet, besonders in der unteren Hälfte.
Das Lachen seiner Kameraden brachte ihn auf die Erde zurück und schützte auch wohl das „Frollein“ vor seinem Zorn. Aber John konnte einem Leid tun, dieser angeschlagene Held einer siegreichen Armee.