Malche-Garten

Robert Kauffeld

Der Malche-Garten

Ein Barkhauser Kleinod ist für alle zugänglich

Etwas geheimnisvoll erschien es den Barkhauser Bürgern schon immer, was sich wohl hinter den mächtigen Mauern an der Portastraße verbergen würde. Da steht ein alter, doch auch heute noch prunkvoller Bau mit vielen Fenstern und einem großen Eingangsportal. Ein Blick über die Mauer zeigt einen schönen großen Garten mit Terrassen, Gewölben und riesigen Bäumen, die fremdartig wirken und sofort ins Auge fallen. Hier, auf dem Grundstück Portastraße 8, hat das Theologisch-Pädagogische Seminar Malche seine Ausbildungsstätte auf einem privaten Grundstück, das für jedermann zugänglich sein soll.

Es ist ein Garten, der seltene Pflanzen und Bäume, eine malerischen Gestaltung und manche Überraschung bietet. 

Als auf dem Wiehengebirge das Kaiser-Wilhelm-Denkmal gebaut wurde, als noch die Dampfeisenbahn von Minden nach Porta fuhr, entstanden in Barkhausen imposante Hotelbauten: der „Kaiserhof“ und das Kurhotel „Zur Westfälischen Pforte“, das zunächst „Hotel Nottmeyer“ hieß. Es war die Zeit, als große Besucherströme an jedem Wochenende durch Weser- und Wiehengebirge wanderten und Menschen von weither kamen, um sich hier zu erholen oder wieder gesund zu werden. Die Hotels beherbergten zahlreiche berühmte Gäste. So zeigt ein altes Foto, wie Reichspräsident Hindenburg vor dem Hotel „Zur Westfälischen Pforte“ ein damals wohl hochmodernes Automobil besteigt.

Das imposante Gebäude erlebte eine wechselvolle Geschichte. 1925 wurde es das Erholungsheim der Gelsenkirchener  Gussstahlwerke, 1935 Kinderheim des Landkreises Köln. Die etwa 80 hier lebenden Kinder blieben gewöhnlich unter sich, fanden kaum Aufnahme in die Dorfgemeinschaft. Ein Müttergenesungsheim und eine Entbindungsstation waren hier später ebenfalls untergebracht, bevor das Grundstück dann schließlich 1958 von der Malche übernommen wurde.

Der große Garten, der im englischen Stil angelegt wurde und sich über fünf Etagen erstreckt, zeigt Tuffsteinmauern, kleine Grotten, romantische Treppenaufgänge, Springbrunnen und einer historischen Laube. Ein mächtiger Mammutbaum, wohl um die 40 Meter hoch, fällt sofort in Auge. Seine Heimat ist die Pazifikküste zwischen Kalifornien und Oregon. Der eindrucksvolle Ginkgo, den man auch „das älteste Fossil der Pflanzenwelt“ nennt, stammt ursprünglich aus China. Die Einordnung dieses Baumes war für die Botaniker schwierig, weil der Ginkgo weder zu den Nadelbäumen noch zu den Laubbäumen zählt.

Eine Buche mit tief geschlitzten Blättern? Das ist die seltene Farnbuche, die man nicht aus Samen sondern nur durch Veredelung ziehen kann. Eindrucksvoll auch die große Zeder und eine knorrige Eibe. Das sind Bäume, die in den 1890-er Jahren gepflanzt sein dürften. Aber auch jüngere Bäume fügen sich harmonisch in das Gesamtbild des Gartens ein, wie die Tulpen-Magnolie. 

In diesem Garten ist in den letzten Jahrzehnten nicht viel verändert worden. „Zum Glück hatte nie jemand ernsthaft Geld, um den Garten immer dem aktuellen Zeitgeschmack anzupassen, sonst wären vermutlich Bäume alle weg“, so Holger Hansing, der regelmäßig Führungen durchführt.

Dieser Garten mit viel Charme könnte zu einem kleinen Paradies mitten in Porta werden, wenn nicht der Zahn der Zeit an dem Idyll nagen würde. „Ein Gartenparadies braucht Ihre Unterstützung!“, so bringt es die Leitung der Malche zum Ausdruck. Dazu sollen öffentliche Gartenführungen beitragen. Praktische Hilfen, z.B. Pflegearbeiten an Sträuchern, Beeten und Wegen, aber auch Spenden zur Sanierung, wären eine wertvolle Hilfe, um dieses Kleinod zu erhalten, dieses letzte Juwel einer längst vergangenen Zeit.