Wolfsschluchtweg

Robert Kauffeld

Wanderweg durch die Wolfsschlucht

Der Weg durch die Wolfsschlucht gehörte seit jeher zu den beliebtesten Wanderwegen im östlichen Teil des Wiehengebirges. Erstes Ziel der Wanderer ist oftmals das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, dem sich eine Wanderung zur Wittekindsburg anschließt. Zwei Wege führten dort hin: über den Kammweg oder durch die Wolfsschlucht. Die Entscheidung fiel leicht, denn beide Wege bieten sich geradezu ideal als Rundweg an.

Ob der Weg durch die Wolfsschlucht heute noch möglich ist, sollte der Wanderer zunächst prüfen, denn man betritt hier ein FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat), das besonders schutzwürdig und möglicherweise für Besucher gesperrt ist. Wenn man von der unteren Plattform des Denkmals Richtung West wandert, geht es ohne Steigung in den Wolfsschluchtweg über. Das wird dem Wanderer nicht schwer fallen, denn er wird bei dem seitlich sehr steil abfallenden bzw. ansteigenden Gelände den Weg kaum verlassen. Offenbar – so urteilen alte Barkhauser Bürger – haben die zu früheren Zeiten hier, besonders an Feiertagen, wandernden sehr großen Besucherzahlen der Tier- und Pflanzenwelt nicht geschadet. Heute ist es wesentlich ruhiger geworden.

Am Wolfsschluchtweg wurde Porta-Sandstein abgebaut, ein mittel- bis grobkörniger Quarzsandstein, der nicht selten eine intensive braune, zuweilen auch rötliche Farbe zeigt und nur zwischen Lübbecke und dem Bereich südlich Nammen zu finden ist.  Zeichen früheren Bergbaus sind im Wiehengebirge an vielen Stellen zu finden, werden oftmals nicht bemerkt, obwohl sie noch deutlich zu erkennen sind. Porta-Sandstein wurde für den Bau des Denkmals verwendet. Aufgrund seiner guten Verwitterungsbeständigkeit war er entlang der Weser bis Bremen als Baustein geschätzt und entsprechend weit verbreitet.

Auf dem Wolfsschluchtweg erreicht man nach etwa 600 Metern eine Höhle mit zwei Öffnungen. Zeichen früheren Bergbaus sind an vielen Stellen zu finden, wie Schrotspuren, also schräge Linien, mit dem Meißel geschlagen, auch Linien ähnlich einem Fischgrätmuster, dann viereckige Vertiefungen, die wohl einmal Balken trugen. Auch der Aufbau der verschiedenen Schichten mit Sandstein, Eisenerz und Toneisenstein ist zu erkennen. Einige Hundert Meter weiter wurde offenbar ein oberirdischer Steinbruch betrieben.

Man wandert weiter und erreicht einen kleinen freien Platz, „Leonhardis Ruh“, und daneben – man muss genau hinsehen – ist eine Skulptur in den Stein gemeißelt. 

Stark verwittert, etwa 75 cm groß, zeigt sie den Oberkörper eines Menschen mit verschränkten Armen und gespreizten Händen über dem Bauch. Die Figur fand man um 1912. Man vermutet, dass sie etwa im 12 oder 13 Jahrhundert entstanden sein können. Also ist auch zu vermuten, dass damals schon Sandstein in dieser Gegend abgebaut wurde.

Der Weg durch die Wolfsschlucht bietet nicht nur interessante Informationen über den Bergbau früherer Zeiten, er ist auch ein landschaftlich schöner, oft als „romantisch“ bezeichneter Weg. Interessante Pflanzen und Bäume sind am Wege zu erkennen. Beeindruckend die langen Lianen der Waldrebe (Clematis vitalba), die aus großer Höhe von den Bäumen herabhängen. Sie können bis zu 30 Meter lang werden. Im Juni zeigen sich grünlichweiße Blüten und vom Herbst bis in den Winter hinein Früchte mit auffälligen weißen Haarbüscheln.
Erstes Ziel ist die Wittekindsburg, und damit meint der Wanderer gewöhnlich die beliebte Gaststätte, die keinesfalls eine Burg ist. Er sollte wissen, dass in diesem Bereich auf dem Wiehengebirge die Reste einer alten Wallburg zu sehen sind, die bereits in vorchristlicher Zeit, im dritten bis zweiten Jahrhundert vor Christus, angelegt wurde.